Attribute sind bedeutsame Dinge im Bild. Gelehrte umgeben sich in ihren Portraits oft mit Büchern und Schriftstücken. Aber auch Sammlungsobjekte und wissenschaftliche Instrumente bereichern Portraits um Aussagen über die Dargestellten. Drei Göttinger Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts präsentieren sich hier mit Gegenständen, die ihre Forschungsinteressen sichtbar machen. Diese Bildwürdigkeit von Dingen macht zugleich einen Umbruch im wissenschaftlichen Selbstverständnis deutlich.
EIN NEUES WISSENSCHAFTSIDEAL
Das Zeitalter der Aufklärung rückte die materiellen Dinge ins Zentrum der Wissenschaft. Wissen über die Natur
sollte sich nicht nur über klassische Schriften, sondern in der Beobachtung, durch den Einsatz von Messinstrumenten und im Experiment ausbilden. Die Auseinandersetzung mit der materiellen Welt machte Sammlungen aus allen Bereichen von Natur und Kultur zu wichtigen Orten dieser neuen gelehrten Praxis.
ZWISCHEN FORSCHUNGSPROGRAMM UND SELBSTSTILISIERUNG
Das Verhältnis zwischen den abgebildeten Objekten und den Portraitierten stellt sich auf den drei ausgewählten Bildern jeweils anders dar. Während das Portrait des Professors für Geburtshilfe Johann Georg Roederer (1726-1763) ein Forschungsprogramm entfaltet, sind die Objekte im Portrait des Professors für Naturgeschichte Christian Wilhelm Büttner (1716-1801) gelehrte Rätsel, die auf die Biografie des Sammlers verweisen. Die Medaille, die Baron von Asch (1729-1807) auf seinem Portrait vorzeigt, ist Teil seiner Selbstinszenierung als Mediziner am Hofe Katharinas der Großen (1729-1796).