Als Kopist gezeigt zu werden, ist ein hartes Urteil über Carl Oesterley (1805-1891), der in Göttingen Professor für Kunstgeschichte und seit 1844 zugleich königlich-hannoverscher Hofmaler war. In Rom geschult und in Nazarener Kreisen verkehrend, war seine Kunst romantisch-religiös geprägt. Kniend wie zum Gebet hat er sich eingeschlossen, um eine Kreuzigung Christi aus dem Jahr 1559 in altmeisterlicher Manier auf die große Leinwand zu übertragen – Planquadrat für Planquadrat. Weitere Originale liegen im „Componier-Korb“ bereit. Der Vorwurf des religiös verklärten Anachronismus reicht bis in Ritmüllers Stileinsatz hinein: Auch seine Zeichnung ist in diesem Fall akribisch naturalistisch.

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