Postkarten sind ein Medium der Massen. Unabhängig von bestehenden Klassen- und Standesunterschieden wurden sie millionenfach gekauft, beschrieben, verschickt und gesammelt. Ihr Aufstieg fällt nicht zufällig in die Zeit ab 1870, als sich in Deutschland mit Presse, Kino und Grammophon ein Markt für massenmediale Produkte zu formieren begann. Wurde die auf 9 x 14 cm normierte Postkarte anfangs als reines Schreibmedium genutzt, begann um 1880 der Siegeszug der Ansichtspostkarten, die neben Landschaften und Stadtansichten auch Personen des öffentlichen Lebens zeigten.
GÖTTINGER PROFESSOR*INNEN IN SERIE
Die hier ausgestellten Postkartenserien von Göttinger Professor*innen wurden in den 1930er und 40er Jahren von unterschiedlichen lokalen Anbietern vertrieben und richteten sich hauptsächlich an eine studentische Käuferschaft. Sie dienten als persönliche Devotionalien, aber auch – an Eltern oder Freunde versandt – als Aushängeschilder des eigenen Status. Zudem können sie als ein frühes Universitäts- und Stadtmarketing verstanden werden, das die Göttinger Wissenschaftsprominenz auch über die Ortsgrenzen hinaus bekannt machte.
GESICHTER DER ZEIT
Das Bildprogramm der Göttinger Professorenpostkarten entwickelte sich dabei in enger Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Portraitpraxis: Inszenierungselemente von Starpostkarten des frühen Kinos finden sich auf ihnen ebenso wieder wie Auswirkungen der avantgardistischen Portraitfotografie der Zwischenkriegszeit mit ihrer Konzentration auf Gesichter.